Neuseeland (3)
 
Da wir die noch verbleibenden dreihundertfünfzig Kilometer zu der an der Südspitze der Nordinsel liegenden Landeshauptstadt Wellington nach den Anstrengungen der letzten Tage gemütlich zurücklegen wollen, sitzen wir am nächsten Morgen schon früh im Auto. Doch bereits nach fünf Minuten Fahrt steigt aus der Motorhaube Dampf auf, der Motor ist heißgelaufen. Wir müssen den Wagen abschleppen lassen und warten bis zum Nachmittag bis die Reparatur abgeschlossen ist. Dennoch haben wir auch bei dieser Panne noch Glück im Unglück, denn die Autovermietung übernimmt alle uns entstandenen Kosten. Bleibt noch anzumerken, daß auch diese Episode lange nicht das letzte Malheur in Sachen Autodefekte darstellt.

Matthias hängt im weiteren Tagesverlauf ziemlich durch. Er liegt halb schlafend auf dem Beifahrersitz und macht dabei ganz und gar keinen fitten Eindruck. In der Hauptstadt angekommen geht er somit auch, nachdem wir die Nacht im Downtown Backpackers geschlafen haben, zu einem Arzt. Die Diagnose ist alles andere als beruhigend, denn er hat sich eine Angina eingefangen. Und das zu einem extrem ungünstigen Zeitpunkt, denn heute Nacht geht unsere Fähre zur Südinsel. Trotz der Situation wollen wir aber auch Wellington, durch dessen Straßen ein stetiger und ungemütlicher Wind am Pfeifen ist, nicht ganz unentdeckt lassen. Doch als sich der fiebernde Matthias, während er sich über eine Straße schleppt, über die für sein subjektives Empfinden offensichtlich zu kurzen Ampelphasen beschwert, beschließen wir den Rest des Tages doch besser im Aufenthaltsraum des Hostels zu verbringen. Am späten Abend machen wir uns auf den Weg zum Fährterminal. Der Patient ist nicht einmal mehr dazu in der Lage auch nur „Pap“ zu sagen. Nachdem wir auf der Fähre eingecheckt haben, finden wir zum Glück eine einigermaßen ruhige Ecke, wo er sich im Schlafsack auf den Boden legt und die komplette dreistündige Überfahrt schläft. Um zwei Uhr nachts gehen wir in dem Ort Picton wieder an Land und fahren bei Todesstille im Auto noch weitere einhundert Kilometer nach Süden. Total fertig halten wir irgendwo an der Pazifikküste an, wo wir bis zum Morgengrauen im Auto schlafen.

 

 

Trotz Krankheit gut drauf. Mathias vor dem Parlament in Wellington

Von der aufgehenden Sonne geweckt, entdecken wir in unmittelbarer Nähe ein Café, was auf der großen und dünn besiedelten Insel nahezu einem kleinen Wunder gleichkommt. Wie auch immer, wir sind froh, ein Frühstück zu bekommen und schöpfen aus dem Anblick der von kahlen Gebirgsketten gesäumten Küste fürs erste neue Kräfte. Nach zwei Stunden Aufenthalt in dieser imposanten Umgebung legen wir noch den Rest der Strecke nach Kaikoura, einem kleinen Küstenort, wo wir am frühen Mittag ein Zimmer beziehen, zurück. Matthias ist restlos hinüber und sieht nun endlich ein Bett, aus dem er die nächsten vierundzwanzig Stunden auch nicht mehr aufsteht.

 

Unterwegs in Christchurch

Um auch einen ersten Eindruck vom Umland zu bekommen, mieten wir uns am Sylvestermorgen für einen Tag ein Auto und fahren über das idyllische Dorf Kuranda nach Atherton, wo wir eine beschauliche Seenlandschaft vorfinden, die das Herz eines Hochplateaus, den Atherton Tablelands, bildet. Abends sind wir wieder zurück in Cairns und verabschieden uns in einem abgefahrenen House-Club inmitten grell gekleideter und gut gelaunter Partypeople, mit denen wir fast die ganze Nacht hindurch am Tanzen sind, von einem erlebnisreichen Jahr 1996.


Zu diesem Zeitpunkt haben wir nun gut die Hälfte unseres Trips hinter uns und das Dasein als Weltenbummler ist uns inzwischen in Leib und Seele übergegangen.

 

Zu allem Unglück verhält sich jetzt auch noch Oliver ungewollt solidarisch, denn ihm schwinden ebenso langsam seine Kräfte. Er muß sich wohl an Matthias Streptokokken angesteckt haben. Entsprechend unseres elenden Zustands fahren wir nur im Kriechtempo weiter nach Christchurch, der zweitgrößten Stadt Neuseelands. Tags darauf läßt sich auch Oliver von einem Arzt die vermutete Mandelentzündung bestätigen. Nur mit letzter Kraft schleppen wir uns über den Cathedral Square, den zentralen Platz im Zentrum der Stadt, auf dem zufälligerweise gerade eine Jazz-Band ihr Können darbietet. Leider sind wir nicht in der richtigen Verfassung, die sommerliche Stimmung so richtig genießen zu können, doch wir nehmen die Gelegenheit wahr und legen in der angenehm wärmenden Mittagssonne auf dem Platz eine Pause ein. Nachmittags wollen wir im Antarctic Center, einem riesigen Informationszentrum über die Antarktis, mehr über diesen so unbekannten Kontinent erfahren. Doch bereits nach wenigen Minuten meldet sich Oliver endgültig k.o.. Von da an verbringt auch er erst einmal einige Zeit im Bett. Matthias, dem es hingegen mittlerweile schon wieder etwas besser geht, macht sich also alleine auf Erkundungstour durch Christchurch, das durch seinen britischen Charme zu bestechen vermag. Außerdem ist gerade Wochenende und im Arts Center, dem Künstlerviertel der City, findet ein Festival statt, auf welchem einige Freaks und Komiker ein witziges und freches Unterhaltungsprogramm zu ihrem Besten geben.

 

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Oliver lebt heute in Portugal,
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und besuche ihn an der Algarve!