Neuseeland (4)
 

Am darauffolgenden Tag liegt eine lange Autofahrt durch die nahezu unendliche Einsamkeit der Südinsel nach Queenstown vor uns. Sei es die Aussicht über den Lake Pukaki auf den Mount Cook, den höchsten Berg des Landes, oder der Blick von der historischen Kawarau-Brücke in eine atemberaubende Schlucht, die Schönheit der Landstriche, die wir mit unserem Mietwagen durchstreifen, sind eine Wohltat für die Seele. In Queenstown, der Stadt in Neuseeland mit einem äußerst vielseitigen Angebot an abenteuerlichen Outdooraktivitäten, beziehen wir abermals eine Cabin auf einem Camping-Platz. Oliver ist nach wie vor zu keiner körperlichen Anstrengung fähig. Vielmehr scheint er das ihm verordnete Penicillin nicht ganz zu vertragen. Somit nutzt er den Aufenthalt im Actionparadies, um sich zu kurieren. Wenn man von all dem Trubel absieht, ist es dafür gar kein schlechter Ort. Wie fast überall auf der Südinsel ist die Gegend einfach ein Traum. Berge, deren zackige Konturen sich scharf vom blauem Himmel abgrenzen, umschließen wie Kulissen den Wakatipu See, an dem das Städtchen im bewaldeten Hang einer Bucht liegt.

 

Stein-Kiwi am Wakatipu-See Georgetown

 

 

Die Kawarau Schlucht

 

Matthias hingegen strotzt schon wieder vor Unternehmungslust. So beschließt er nach langen Überlegungen, den ultimativen Bungysprung von einer Pipeline aus über hundert Metern Höhe zu wagen. Bungy, das seinen Ursprung in einem Mannbarkeitsritus der Polynesier hat, gehört zu einer typischen Aktivität der Kiwis, wie sich die Neuseeländer sowohl wegen des ausschließlich hier beheimateten und fast blinden Nachtvogels gleichen Namens, als auch aufgrund der hier wachsenden und weltbekannten Frucht selbst nennen. Mit gehörigen Respekt vor dem, was kommen wird, macht sich Matthias also am nächsten Morgen auf zum Skippers Canyon, wo die Herausforderung auf ihn wartet.

Mit einer Horde weiterer Verrückter fährt er in einem Jeep entlang fast senkrecht abfallende Straßen immer nahe dem Abgrund zur Pipeline, die über eine kolossale Schlucht, in deren Grund ein kleiner Fluß dahinplätschert, führt. Nachdem er bereits eine Stunde schweißgebadet auf der schmalen Brücke über der Pipeline steht und sich schon mehrmals die Frage nach dem Sinn dieser Aktion gestellt hat, ist für ihn der Moment der Entscheidung gekommen.

 

 

Mit einem Gummiseil um die Knöchel geknotet hoppelt er, ähnlich wie beim Sackhüpfen, auf dieses schmale Stückchen Holz, von dem er in wenigen Augenblicken springen soll. Schon die Momente vor dem Sprung sind unbeschreiblich. Die unterschiedlichsten Gefühle mischen sich miteinander. Da ist einerseits das „bißchen!?“ Angst, andererseits die Erwartungen an den Adrenalinstoß. Wie auch immer, der Countdown erklingt: „Three, Two, One“. Ohne noch einmal darüber nachzudenken springt Matthias in weitem Bogen in die Tiefe. Dabei erlebt er ein Feeling, das man nicht in Worte fassen kann - es ist der absolute Kick!

Noch ein paar mal auf- und abschnerren wie ein Flummi, dann ist es auch schon vorbei. Ein Boot steht bereit um ihn ans sichere Ufer zu bringen, wo er sich erstmal vom Taumel der Sinne erholt.

Der Franz Joseph Glacier - ein Gletscher frißt sich bis zur Küste

Morgendämmerung in den Marlborough Sounds

Auch Oliver hat sich mittlerweile erholt, und so machen wir uns wieder auf gen Norden, denn in drei Tagen geht unsere Fähre zurück zur Nordinsel. Den langen Weg legen wir diesmal entlang der rauhen Westküste zurück, an der es noch so einiges zu bestaunen gibt. So machen wir sowohl einen Abstecher zum Fox Glacier, einem eindrucksvollen Gletscher der Südalpen, als auch zu den Pancake Rocks, deren Felsformationen im Sinne der Namensgebung wirklich an übereinandergestapelte Pfannkuchen erinnern. Wieder in Picton beziehen wir für eine kurze Nacht eine nostalgische Unterkunft.
Wir schlafen in einem alten und liebevoll hergerichteten Eisenbahnwagon, über dem eine stark frequentierte Eisenbahnbrücke dafür sorgt, daß uns das Ganze auch richtig authentisch erscheint. Schon früh am Morgen legt unsere Fähre in Richtung Wellington ab. So kommen wir sogar in den Genuß, die Dämmerstimmung im Fjordland der Marloborough Sounds miterleben zu dürfen. Bereits Auckland, dem Ausgangspunkt und Endziel unserer Neuseelandsrundreise vor Augen, fahren wir wieder an Land noch etliche Kilometer weiter bis in den Ort Te Kuiti. Hier besichtigen wir am darauffolgenden Mittag die Waitomo Caves, eine dunkle Höhle, an deren Decke abermillionen Glühwürmchen einen Sternenhimmel vorzutäuschen versuchen.

Auf der Fähre zurück zur Nordinsel

 

Typisch Neuseeland: eines von abermillionen Schafen

 

Wie schon so oft nehmen wir auf unseren Autofahrten einige Anhalter mit, die uns immer irgendwie die Zeit zu verkürzen wissen. So führen wir beispielsweise mit einem humorvollen, wenn auch leicht makaber angehauchten Israeli, ein amüsantes Gespräch über Gott und die Welt. Dieser macht aus seinem Heidendasein alles andere als einen Hehl, denn er antwortet uns auf die Frage „do you believe in god?“ nur kurz und trocken, „yes, I do. I believe that it is good for others!“. Ebenso kommen wir auf diese Art mit Langzeittravellern, die sich die Welt zu ihrer Heimat gemacht haben und schon seit Jahren unterwegs sind, ins Gespräch. Mit Gelegenheitsjobs halten sie sich über Wasser. Wenn das Geld wieder für ein Flugticket reicht, reisen sie weiter in ein anderes Land.
Auch wir fliegen morgen wieder weiter in ein neues Kapitel unserer Weltumrundung. Also heißt es jetzt Abschied nehmen vom schönsten Ende der Welt, was wir, wenn auch für ein Naturparadies ziemlich untypisch, mit einer langen Samstagnacht im Partyleben Aucklands mehr als gebührend tun.

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Oliver lebt heute in Portugal,
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und besuche ihn an der Algarve!